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Vom 2. zum 3. Dezember 2021 wurde die 80 014 vom bisherigen Standort im Bw Heilbronn nach Nördlingen überführt. Der nächtliche Transport wurde per Tieflader über die Straße abgewickelt, Abladen und Wiederaufsetzen auf die Gleise am neuen Standort in Nördlingen wurde mit zwei schweren Autokranen im Bereich des Güterbahnhofs durchgeführt. Diese Neuerwerbung für das Bayerische Eisenbahnmuseum besitzt eine sehr bewegte Geschichte mit vielen Stationen im In- und Ausland; darüber wird hier berichtet.
Die dreifach gekuppelten und ‚bullig' wirkenden Rangierloks der Baureihe 80 entstammen dem Typenprogramm der Einheitsloks der Deutschen Reichsbahn. Von den vier speziell für den Rangier- und Güterzugdienst entwickelten Einheits-Tenderlokbaureihen (80, 81, 87 und 89.0) erreichte die Baureihe 80 mit 39 Exemplaren die größte Stückzahl. Die Serie wurde von den Herstellern Aktiengesellschaft für Lokomotivbau, Hohenzollern (22 Stück),Union Gießerei, Königsberg (7 Stück), Maschinenbau R. Wolf AG, Abteilung Lokomotivbau Hagans, Erfurt (5 Stück) undLokomotivfabrik Arnold Jung, Jungenthal (5 Stück) zwischen 1927 und 1929 abgeliefert.
Unsere 80 014, eine Wolf-Lok, wurde unter der Fabriknummer 1228 im Jahr 1927 gefertigt. Die Anlieferung an die Reichsbahn erfolgte am 20. Januar 1928 an das Bw Erfurt, wo sie nach einer am 11. Februar 1928 durchgeführten Probefahrt am selben Tag auch abgenommen wurde. Bereits am folgenden Tag, dem 12. Februar 1928, begann die buchmäßige Beheimatung im Bw Breslau Hbf. Über die Stationen Bw Wesermünde-Lehe und Bw Bremen Hbf gelangte sie ab Dezember 1946 dann zu verschiedenen süddeutschen Einsatzorten, zunächst ins Bw Schweinfurt sowie über Bw Neuenmarkt-Wirsberg und Bw Lichtenfels schließlich ab Oktober 1955 bis zur Ausmusterung bei der Deutschen Bundesbahn am 28. Juli 1959 zum Bw Ansbach. Das Erhaltungswerk in der fränkischen Zeit war das AW Weiden (Oberpfalz). Im Jahr 1949 erhielt sie den Kessel Wolf 1227/1927 ihrer Schwesterlok 80 013.
Die Ausmusterung bei DB bedeutete nicht das Ende für die Lok: sie wurde bereits am 8. Juli 1959 an die Fa. Klöckner Bergbau AG in Unna-Königsborn verkauft. Vor Überstellung ins Ruhrgebiet erhielt sie noch einmal eine L3-Untersuchung im AW Weiden. Ab Dezember 1959 konnte die Lok, nun mit allen erforderlichen bergbau-rechtlichen Betriebsgenehmigungen ausgestattet, bei der Zeche Königsborn 2/5 unter der Nummer 5 (Zweitbesetzung) eingesetzt werden. Mit der Eingliederung des Betriebs in die Ruhrkohle AG (RAG) und Anwendung des RAG-Loknummernschemas wurde ihr zum 1. Januar 1970 die neue Nummer RAG D-721 zugeteilt. Zum Januar 1972 wurde D-721 noch zur Zeche Heinrich-Robert des RAG-Betriebsteils Westfalen in Pelkum umgesetzt. Die Außerdienststellung bei RAG erfolgte schließlich zum 1. Mai 1974.
Nach dem Ausscheiden bei der RAG wurde die nun wieder als 80 014 bezeichnete Lok 1974 an eine Privatperson in Essen verkauft, ihr Standort war damals kurzzeitig in Bochum-Dahlhausen. Bereits im Dezember 1974 erfolgte der Weiterverkauf an eine Privatperson in England für die Ausstellung im Museum Steamtown in Carnforth. Ab 1980 kam 80 014 als Leihgabe zur Nene Valley Railway mit dem Ziel einer betriebsfähigen Aufarbeitung. Nach einer ab 1985 erfolgten Demontage der Lok in ihre Hauptbaugruppen wurde die Hauptuntersuchung dort bedauerlicherweise abgebrochen. Im Zusammenhang mit einer Bereinigung der Fahrzeugsammlung des Museum Steamtown Carnforth ging die
Lok 1998 zunächst als Leihgabe an das Süddeutsche Eisenbahnmuseum Heilbronn e.V. (SEH) mit einem anschließenden Verkauf an eine Privatperson. Die inzwischen an unterschiedlichen Orten gelagerten Baugruppen wurden zunächst in Stuttgart eingelagert, eine Zusammenführung der Einzelteile erfolgte dann unter der Regie des SEH. Die museumsgerechte Vervollständigung konnte in Heilbronn im Jahre 2004 abgeschlossen werden. Mit dem Verkauf an die BayernBahn GmbH im Oktober 2021 wird die 80 014 die Ausstellung des Bayerischen Eisenbahnmuseums e.V. (BEM) in Nördlingen ergänzen. Sie schließt im Bestand der Exponate des Bw Nördlingen eine Lücke. Mit der langjährigen Stationierung an fränkischen Standorten, u.a. für mehrere Jahre im nahegelegenen Bw Ansbach, besitzt sie überdies eine regionale Bedeutung.
Eine sehr große Bekanntheit bei vielen Eisenbahnfreunden erlangten die sieben an verschiedene Zechenbetriebe im östlichen Ruhrgebiet verkauften 80. Zum einen hielten sich die Lokomotiven dort bis in die Mitte der 1970er Jahre im Einsatz; sie gehörten damit mit zu den letzten aktiven Vertretern des Industrie-Dampfbetriebs in (West-) Deutschland. Zum anderen waren die Einsatzorte (Zechenanlagen, Fördertürme, Kokereien usw.) und dieEinsätze im schweren Rangierdienst durchwegs spektakulär!
Von den sieben RAG-80 existieren heute fünf Exemplare:
RAG-Nr. DB-Nr. Verbleib
RAG D-721 80 014 BEM, Nördlingen
RAG D-722 80 013 DDM, Neuenmarkt-Wirsberg
RAG D-724 80 030 DGEG, Bochum-Dahlhausen
RAG D-725 80 036 VSM, Beekbergen
RAG D-727 80 039 EF Hamm
Auf dem Gebiet der Deutschen Reichsbahn der DDR verblieben 21 Loks (sowie die kriegsbeschädigte 80 002), diese wurden bis 1962/1963 fast ausschließlich im Bereich des Leipziger Hauptbahnhofs eingesetzt. EinigeLoks verdingten sich noch bis Ende der 1970er Jahre als Werklokomotiven in Raws bzw. Gleisbaubetrieben. Zwei Reichsbahn-80er sind erhalten geblieben:
80 009 Privatbesitz; Erwerb durch den Berliner Lokführer K.Hollenbach (†) mit Unterstellung auf Privatgelände ohne Gleisanschluß
80 023 Verkehrsmuseum Dresden, Standort: Sächsisches Eisenbahnmuseum Chemnitz
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